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Kleiden sich die Touristen hier künftig nach den Wochentagen? - Höherer Thailand-Unsinn in Focus und Welt

Im vergangenen April erschien im TIP ein eigener, erstmals für deutschsprachige Leser recherchierter Bericht über die Wochentagsfarben in Thailand. Jetzt wurde diese Geschichte offenbar von einem Mitarbeiter der Deutschen Presse-Agentur schludrig zu einer mehr als dünnen Meldung umgeschrieben. Für diese wurde eine nicht nachvollziehbare Quelle angegeben, möglicherweise um Honorar zu sparen.

Geht es nach der Deutschen Presseagentur,. sollten sich auch Touristen künftig in Thailand passend nach den Wochentagen kleiden.

Proben diese Kinder für eine künftige Aufgabe als Strandwächter und begraben hier übungshalber einen falsch gekleideten Touristen?

steer. Bangkok. Wieder einmal wurde eine exklusiv von unserem Autor Hans Michael Hensel recherchierte Thailand-Geschichte von lieben Kollegen augenscheinlich umgeschrieben, diesmal von der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

 

Unter anderem steht sie unter dem Titel "In Thailand hat jeder Wochentag seine eigene Farbe" seit Freitag in der Welt und bei bei Focus, also in Qualitätsmedien, wo man normalerweise in Sachen Urheberrecht besonders pingelig ist.

 

Dort erschien das übliche oberflächliche, eilig zusammengeklickte und hastig umgeschriebene Agenturgeschichtchen, in dem man sich in der Neufassung zu abseitigen Aussagen hinreißen ließ, wie etwa dieser:

 

"Selbstverständlich tragen selbst nicht alle Thailänder an den Wochentagen immer die passende Farbe. Dennoch kommt es gut an, wenn man sich als Reisender entsprechend kleidet und damit zeigt, dass man diese Tradition respektiert."

Die Vorstellung ist zu schön: Bekiffte Späthippies auf der Khaosan in Bangkok, Urlaubende Familien in Samui, arabische Sextouristen auf der Sukhumvit, deutsche Lustrentner in der Villa Germania und russische Millionäre in Phuket rennen also künftig immer Sonntags im roten, Dienstags im rosa,  und Freitags im lila Leibchen auf der Straße, am Strand und im Hotel herum, um ihrem Gastland die besondere Ehre zu erweisen.

Man stelle sich die ungeahnten Geschäftsmöglichkeiten für Auslands-Thais vor, wenn Millionen Touristen vor ihrer Reise erst noch vom Fachberater passend farblich eingekleidet werden müssen. Chinesische Drei-Tagestouristen haben es dabei insofern einfacher als Westler, die mindestens eine ganze Woche bleiben: Sie können sich den Reisetermin nach der vorhandenen Kleidung aussuchen statt umgekehrt.

Außerdem fragt man sich, was die langfristigen Konsequenzen sind: Bekommt man etwa künftig bei der Einreise über Land wieder die an den Flughäfen üblichen 30 Tage Aufenthaltsgenehmigung (statt wie derzeit nur 15), wenn man zum Beispiel respektvollerweise jeweils Dienstags mit einem rosa Leibchen oder Sonntags mindestens in roten Socken bei den Beamten am Grenzposten antanzt?

Die Krönung des ganzen wollen wir Ihnen auch nicht vorenthalten: Als Quelle für diesen höheren Thailand-Unsinn sei laut dpa, Focus und Welt angeblich das thailändische Fremdenverkehrsamt höchstpersönlich verantwortlich. Klar, die prüfen ja in Bangkok kaum nach, was für deutschsprachiger Stuß über sie im Netz erscheint, nahm man wohl an, als man diesen Teil der Nachricht frei erfunden hat.

Wie schön. Zufällig haben wir hier beim TIP in Bangkok gute Kontakte zu Mitarbeiterinnen der Pressestelle dieser Behörde und machten uns den Spaß, einer von ihnen die o. g. Passage direkt auf ihren Computer zu legen und aus dem Focus zu übersetzen.

Die Antwort:

"Eine solche Information haben wir nicht herausgegeben. Wir würden nie einem Ausländer eine solche Empfehlung machen. Es ist völlig in Ordnung, wenn sich Ausländer in Thailand so bequem und ordentlich kleiden, wie sie es höflicherweise auch in ihrem Land tun. Auch viele Thais kleiden sich heute normalerweise nicht mehr nach den Farben der Wochentage außer natürlich zu bestimmten Anlässen zum Beispiel aus Respekt gegenüber der Königsfamilie."

Wir haben also bis zum Beweis des Gegenteils Grund zu der Vermutung, daß sich der dpa-Mitarbeiter diese "Quelle" aus den Fingern gesaugt hat...

Ein Rat an die Copy-, Paste- und Umschreiber-Kollegen: Es wäre weniger peinlich, wenn man sich beim TIP die eigentlich preiswerten Zweitverwertungsrechte für eine ordentlich vor Ort recherchierte Geschichte besorgt hätte, als derart stümperhaft das zusammengeklickte Internet-Achtelwissen eines ansonsten von Thailand offenbar komplett unbeleckten Mitarbeiters zusammenzuschustern und zu verbreiten.

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